Stadtbewohner
»Stadtbewohner« sind diejenigen Menschen, die (meist zur untersten sozialen Schicht gehörend) ihren Tag in der Stadt verbringen und denen man auf dem Weg durch die Innenstadt begegnet. Bei jeder Begegnung mit diesen Menschen entsteht – wenn man sie nicht automatisch ausblendet – ein Gefühl, welches man vielleicht als unangenehm beschreiben könnte. Es wird durch Konfrontation hervorgerufen und ist oftmals ein Resultat von Unsicherheit, Unkenntnis und Unfähigkeit diese Menschen einzuordnen. Diese »Stadtbewohner« scheinen zwar ein gewohnter Teil des Stadtbildes zu sein, dennoch sind sie Sonderlinge. Einerseits sind sie zwangsläufig in das bestehende System, in die Stadt integriert, zugleich fallen sie aber auch aus diesem heraus. Manche wurden durch verschiedenste Umstände und Geschehnisse dazu gebracht, andere weil sie sich dafür entschieden haben. Begegnet ein »Normalbürger« einem anderen, so kann er davon ausgehen, dass dieser eine Wohnung und eine Personalnummer hat, dass er über Kommunikationsmöglichkeiten und einen Freundeskreis verfügt. Vertrauen entsteht durch Identifikation. Diese klare Zuordnung ist bei den »Stadtbewohnern« nicht möglich. Sie bilden einen Kontrast zum »Normalbürgertum« und spiegeln zugleich bestehende Systeme wieder. Ignoriert man »Stadtbewohner«, ignoriert und blendet man sein eigenes Da-Sein aus. Und das passiert schnell beim Passieren im Trubel der Innenstadt und des eigenen Alltags. Man vergisst. In dem Projekt »Stadtbewohner« geht es darum, das »Da-Gewesen-Sein« dieser Menschen durch Umrisse mit Farbzeichnungen zu kennzeichnen. Verlassen die »Stadtbewohner« ihren Verweilort, bleiben Erinnerungen zurück, die langsamer als die Aufmerksamkeit schwinden, die den »Stadtbewohnern« zuteil wird. Die Kennzeichnung von Abwesenheit bedeutet Aufmerksamkeit.